Bretagne 2024
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Nach einer arbeitsintensiven Zeit sind wir froh, endlich wieder unterwegs zu sein. Wir fahren quer durch Frankreich immer in Richtung Westen. Die weiten Felder, Wiesen und Bauerndörfer entlang der Route National sind wunderschön. Es herrscht kaum Verkehr und wir geniessen die Fahrt.
Als ersten Stopp besichtigen wir das Loireschloss Chateau Chambord aus dem 16. Jahrhundert. Dieses ist gigantisch und pompös, mit vielen Türmen und Verzierungen thront es am Ende eines künstlichen Sees. Welche eine Leistung der Baumeister in dieser Zeit aber auch welch ein «Zur Schau Stellen» von Macht und Reichtum.
Die nächst Burg, welche wir besichtigen ist das Chateau de Chinon. Sie gilt auch als Loire Schloss, obwohl sie an der Vienne einem Zufluss der Loire liegt und eigentlich eher eine Burg als ein Schloss ist. Schon im 5. Jahrhundert bauten die Römer eine Befestigung am heutigen Standort auf den Felsen oberhalb der Stadt Chinon. Im 10. Jahrhundert wurde die erste Burg gebaut, welche eine bewegte Geschichte durchlebte. Im 13. Jh. wurden Tempelritter im Turm der Burg gefangen gehalten, man kann heute noch die Zeichen sehen, welche sie in die Wände geritzt haben. Im 15. Jh. hat Jeanne d’Arc hier Station gemacht. An sie wird heute noch an jeder Ecke im mittelalterlichen Städtchen erinnert, mit Strassennamen und Statuen.
An der Uferpromenade unter riesigen Platanen findet ein Flohmarkt, mit vielen skurrilen Antiquitäten, statt. Alte Bücher, Blechspielzeug, alte Werkzeuge, Bilder usw. Jetzt sind wir in Frankreich angekommen!
Bei unserem ersten, grossen Menhir (la grande Pierre Levée de la Bretellière) in Sèvremoine verbringen wir die Nacht direkt neben dem Froschteich. Als wir ankommen zieht ein Gewitter auf, die Stimmung ist grossartig. Abends kommt nochmals die Sonne durch und beschert uns ein wunderschönes Abendrot. Ich begebe mich noch auf Vogelpirsch und sehe Schwarzkehlchen, Grauammer und im Hintergrund rufen ständig die Nachtigall und der Kuckuck. Das Quaken der Frösche begleitet uns die ganze Nacht….ich glaube die schlafen nie!
Am nächsten Tag steht Nantes auf dem Programm. Es ist Pfingstmontag, wir fahren gegen 10.30 Uhr mit dem FMX in die Stadt. Die Strassen sind leer, wir finden ohne Probleme einen Parkplatz, werden freundlich darauf hingewiesen, dass wir heute nicht zu bezahlen haben, da ja Sonntag ist. Auch die Altstadt ist menschenleer, alle Geschäfte sind geschlossen. So gibt’s nichts zu shoppen aber wir geniessen die Ruhe. Viele Kunstmaler nutzen die Gunst der Stunde und halten die architektonischen Highlights wie die Passage Pommeraye, ein historisches Einkaufszentrum, alte Kirchen und Gebäude in ihrem jeweiligem Stil fest.
Wir wollen die Kathedrale besichtigen, dies ist leider nicht möglich, da es dort 2020 gebrannt hat und nun Restaurationsarbeiten im Gange sind. So spazieren wir weiter zum Botanischen Garten. Historische Gewächshäuser aus dem 19ten Jahrhundert mit Kakteen und Sukkulenten, kleine Seen, uralte Bäume und Blumen aus aller Welt prägen das Bild. Schmale verschlungene Wege führen durch das Areal. Eine wunderschöne, grüne Oase inmitten der Grossstadt.
Der Hunger treibt uns, vorbei am Wasserschloss, zurück in die Altstadt.
Nach einer kleinen Stärkung geht’s zu den Machines de l’île. ein völlig neuartiges Kunstprojekt, das dem Ideenreichtum von François Delarozière und Pierre Orefice zu verdanken ist. Auf dem Gelände der ehemaligen Werften begegnen sich die imaginären Welten von Jules Verne und das mechanische Universum von Leonardo da Vinci. Aus Holz und Metall, mit Motoren betrieben erwachen Tiere wie Vögel, Spinne, Faultier, Drache und Elefant zum Leben. Wir kommen aus dem Staunen nicht mehr raus, als ein gigantischer Elefant mit Aussichtsterrasse und Platz für 50 Leute auf uns zukommt, er trompetet und spritzt Wasser aus dem Rüssel.
12 Meter hoch, 8 Meter breit und 21 Meter lang, 48.4. Tonnen Stahl und Holz. 2500 Liter Hydrauliköl und 62 Zylinder sowie ein Elektrohybridsystem ermöglichen dem Elefanten zu gehen.
Dieses Kunstprojekt begeistert uns, die Verbindung von Technik, Fantasie, Kreativität und Ingenieurskunst ist beeindruckend.
Müde von den vielen Eindrücken und unserem 8 Kilometer langen Fussmarsch gehen wir zurück zum FMX und fahren raus aus der Stadt.
Endlich sind wir am Meer...nun beginnt unsere Reise in die Megalithkultur. Wir sind mit unseren Ebikes unterwegs und besichtigen Dolmen, Cairn, Ganggräber und Menhire. Rund um den Golf von Morbihan, Locmariaquer, Carnac der Presqu’île de Quiberon, Camaret sur Mer…. gibt es Tausende davon.
Das Wetter spielt mit und so geniessen wir die folgende Tage unterwegs mit dem Bike und staunend vor grossen Megalithen. Wir fahren mit einem kleinen Boot zur Insel Gavrinis und besichtigen den dortigen Cairn mit den beeindruckenden Gravuren im Inneren des Dolmen. Wer wollte uns damit etwas sagen?
Wissenschaftler datieren die Anlage auf ein Alter von ca. 6000 Jahre. Aber wie und wozu die Jungsteinzeitmenschen solche Megalithbauten erschaffen haben sollen, kann kein Mensch sagen...oder waren es die Götter…?!
In Locmariaquer besichtigen wir den Grand Menhir brisé und den Dolmen Table de Marchand.
Wie haben sie den 21 Meter hohen, und 280 Tonnen schweren Menhir aufgestellt, welcher später umstürzte und zerbrach. Wieso besteht die Deckplatte auf Gavrinis aus dem zerbrochenen Teil eines Menhirs vom Festland.
Fragen über Fragen..Wir sind beeindruckt, auch wenn man diese nicht beantworten kann.
Neben der Megalithkultur ist auch die Landschaft und die Natur wunderschön. Wir staunen über den Wechsel der Gezeiten, wie sich der Strand und das Meer verändern. Klettern bei Ebbe über Felsen, welche bei Flut unter Wasser sind oder zur Insel werden.
Wir geniessen den Blick über die weiten Felder, über das weite Meer. Staunen wie Wind und Wasser Fels und Stein formen. Wir lassen uns vom Wind treiben und sind froh, dass wir elektrische Unterstützung haben für den Rückweg gegen den Wind.
Ich bin entzückt über die vielen Vögel, die ich höre und sehe. Arten, welche man bei uns in der Schweiz kaum mehr sieht.
Wir finden wunderschöne Stellplätze mit Blick auf’s Meer. Wir haben Glück, dass noch nicht Hochsaison ist. Es hat kaum Touristen, die Ferienhäuser sind noch leer wie auch die Strände.
Wir fahren langsam die Küste hoch in Richtung Norden und verbringen bei Lampaul Ploudalmezeau unsere letzten Tage am Meer. Das Wetter wird garstiger aber wir sind gut ausgerüstet. Mir gefallen die Dünen und das Meer auch bei Wind und Nieselregen. Hier schwelgen wir in nostalgischen Erinnerungen, denn hier waren wir vor 22 Jahren schon, als ich schwanger war mit unserem ersten Kind und hier haben wir die Namen für unsere Kinder ausgesucht.
Schweren Herzens verabschieden wir uns am nächsten Morgen vom Meer, nachdem wir noch einen Wattwurm ausgebuddelt haben. Ich wollte mal sehen, wie diese ausschauen. Ein bisschen gruselig aber auch faszinierend. Schon erstaunlich welche Geschöpfe die Natur hervorbringt!
Wir fahren in Richtung Südosten und machen bei Huelgoat Station, ein kleines, schmuckes Örtchen neben einem See mit einer beeindruckenden Schlucht. Durch vulkanische Aktivität wurde das Gestein an die Oberfläche gedrückt. Im Laufe der Zeit wurden die weichen Gesteinsschichten durch das Wasser herausgelöst und zurück blieben bizarr geformte Granitblöcke. Wie von einem Riesen hingeworfene Murmeln liegen die gigantischen Granitkugeln übereinander. Im Untergrund hört man das Gurgeln des Baches. Die bizarren Formen haben viele Mythen und Legenden inspiriert, es gibt La Grotte du Diable, Le Ménage de la Vierge, Grotte d’Artus, Le Champignon usw.
Der «Roche Tremblante» ist ein 137 Tonnen schwerer Granitblock, den man mit ein bisschen Druck ins Schaukeln bringen kann.
An nächsten Morgen fahren wir weiter in Richtung Heimat. Wir machen beim Kloster l’Abbaye du Bon Repos nochmals Halt für einen Morgenspaziergang. Der Weg führt einen Hügel hoch und ist gesäumt von schönen Blumen und die Gartengrasmücke macht die Hintergrundmusik.Oben angekommen haben wir einen wunderbarem Blick auf die grüne, bewaldete Umgebung und drei, aus grossen Schieferplatten gebaute, Dolmen.
Das Kloster liegt unten im Tal und wurde erst in den 80er Jahren aufwändig restauriert. Es liegt am schiffbaren Kanal Nantes-Brest, wo man auch wunderschön radfahren könnte. Nur leider ist unser Urlaub zu Ende und wir müssen uns diese Tour für später aufheben.