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Ostdeutschland Sommer 2021
Unsere erste Reise zu Zweit seit 18 Jahren führt uns in
Richtung Ostdeutschland.
Unsere erste Nacht verbringen wir in Ehrenberg am Fusse des
Walberla auf einem wunderschönen Wanderparkplatz mitten in der Natur. Wir
geniessen die Ruhe und erleben einen zauberhaften Sonnenuntergang.
Am nächsten Morgen regnet es, aber wir lassen uns nicht
aufhalten, denn wir wollen den Walberla besteigen. Auf diesem Berg, wir würden
eher Hügel sagen, wurde vor 3000 Jahren eine keltische Ringwallanlage erbaut.
Dies war ein wichtiges religiöses, wie auch politisches Zentrum und der
Ursprungsort des Walpurgisfestes. Der Berg sei die Heimat der Götter gewesen.
Bei Nieselregen spazieren wir durch wunderschöne Blumenwiesen
den von Nebel verhangenen Berg hoch. Die ganze Region um den Walberla ist ein
Naturschutzgebiet und darf nur zu Fuss betreten werden, sogar Velofahren ist
verboten. Die Stimmung ist mystisch als wir aus dem niedrigen Wald auf die
offene Fläche des Tafelberges treten. Aus dem dichten Nebel zeichnen sich
langsam die Konturen einer Kapelle ab, davor steht eine dunkle Gestalt. Erst
als wir näherkommen, erkennen wir, dass es sich um eine Bronzestatue einer
Frau, der Walpurga, handelt. Hinter der Kapelle steht ein Maibaum vom letzten
Walpurgisfest. Wir steigen die letzten Meter zum höchsten Punkt hoch, nur hie
und da reissen die Wolken auf und wir können einen Blick auf die Dörfer rund um
den Berg erhaschen. Markante Kalksteinfelsen mit bizarren Formen begrenzen die
Hochebene, einer dieser Felsen wird als steinerne Frau bezeichnet.
Nach 2 Stunden sind wir zurück beim Wohnmobil und machen uns
auf den Weg weiter in Richtung Nordosten. Wir machen einen Abstecher nach Bayreuth.
Die Stadt wirkt ein bisschen wie ausgestorben, wir wissen nicht ob dies wegen
dem regnerischen Wetter ist oder wegen Corona. Auf einem kurzen Spaziergang
durch die schöne Altstadt und den Park von Schloss Bayreuth mit grossen, alten
Bäumen, vertreten wir uns die Beine, dann geht’s weiter zu unserem nächsten
Stopp, der Göltzschtalbrücke. Ein
beeindruckendes Bauwerk, welches von 1846 bis 1851 erbaut wurde aus
Ziegelsteinen. Die Brücke ist 78 Meter hoch und 574 Meter lang und wird heute
noch als Eisenbahnbrücke genutzt.
Die Nacht verbringen wir in Grimma, direkt am Ufer der Mulde,
welche wir am nächsten Tag befahren wollen. Am Morgen besichtigen wir bei
prächtigem Wetter das kleine, schmucke Städchen und bringen ein Fahrrad zu
Auswasserungspunkt.
Die Mulde ist hier ca. 50 – 100 Meter breit und fliesst zügig
in Richtung Elbe, welche sie bei Dessau-Rosslau erreicht. Wir wollen aber nur
bis nach Trebsen paddeln. Wir sind ganz allein auf dem Fluss unterwegs und
geniessen den wunderbaren Ausblick aus dem Kajak auf das glatte Wasser, in
welchem sich die Schönwetterwolken spiegeln. Zweimal müssen wir ein Wehr
umtragen, nach vier Stunden erreichen wir Trebsen, wo wir die nächste Nacht
verbringen.
Auf der Weiterfahrt entdecken wir auf der Autobahn in der Nähe
von Finsterwalde ein Hinweisschild zum Besucherbergwerk F 60, das klingt doch
spannend! Nicht’s wie hin! Hier können wir die Förderbrücke eines stillgelegten
Braunkohle Bergwerkes bestaunen und sogar auf einer Führung begehen. 500 Meter
lang ist der Förderarm der Brücke und schwebt an der höchsten Stelle 75 Meter
über dem Boden. Die Stahlkonstruktion aus den späten 80er Jahren, des letzten
Jahrhunderts ist beeindruckend. Vom höchsten Punkt hat man eine gute Aussicht
über das flache Land und die umliegenden Seen, welche geflutete Gruben sind.
Wir sehen einen schönen Sandstrand am Bergheider See und entschliessen uns, das
kühle Nass nach der Führung zu geniessen und die Nacht dort zu verbringen.
Nun wollen wir aber endlich den Spreewald sehen. In der Nähe
von Radusch, beim Bauern Manfred finden wir einen schönen, einfachen Stellplatz
auf der grünen Wiese. Zuerst erkunden wir die Gegend mit dem Velo, die Wege
sind gut ausgeschildert und führen durch Feld und Wald entlang der Kanäle.
Manfred gibt uns für den nächsten Tag wertvolle Tipps, wie wir die Kanäle mit
dem Kajak befahren sollen.
Am nächsten Morgen sitzen wir um 9 Uhr schon im Kajak und
paddeln durch den einsamen Wald. Der Ruf des Pirols begleitet uns, die Bäume
spiegeln sich im ruhigen Wasser, nur die Libellen begleiten uns. Es fühlt sich
an wie ein Waldspaziergang mit dem Boot. Wir geniessen die Ruhe und Einsamkeit!
Die Bäume spenden angenehmen Schatten, bis am Abend haben wir 25 km auf dem
Wasser zurückgelegt und die Arme sind müde.
Auch am nächsten Morgen sind wir wieder um 9 Uhr auf dem
Wasser. Heute erkunden wir noch weitere Kanäle, wir können uns am satten Grün
und dem spiegelnden Wasser kaum sattsehen. Auch an diesem Tag kommen wir auf 21
km paddeln, was dann auch genug ist. Jetzt brauchen wir eine Paddelpause.
Ein heftiger Wolkenbruch nimmt uns die Entscheidung ab und so
fahren wir in Richtung Waldenburg, wo wir am kommenden Morgen ein Museum
besuchen möchten. Das Naturalienkabinett in Waldenburg ist ein Museum im
Museum. 1854 wurde dieses Museum eröffnet und blieb bis heute fast unverändert.
Wir bestaunen hunderte von Tierpräparaten, Käfer, Schmetterlinge, Vögel und
Tiere aus aller Welt. Man fühlt sich wie ein Zeitreisender, fehlt nur noch die
passende Garderobe.
Zurück im 21. Jahrhundert erkunden wir die liebliche Gegend
mit unseren E-Bikes.
Auch die nächsten Tage stehen im Zeichen von Museen,
Naturwissenschaft und Geschichte. In Freiberg bestaunen wir eine beeindruckende
Mineralienausstellung, in Gosek das 7000 Jahre alte Sonnenobservatorium, auf
dem Mittelberg bei Nebra besuchen wir den Fundort der Himmelsscheibe von Nebra
und das dazugehörende, sehr informative Museum und in Halle wollen wir die
echte Himmelsscheibe von Nebra sehen.
In Halle machen wir noch eine schnelle Sightseeing-Tour mit dem
Velo durch die Stadt zum Übernachten fahren wir aber 20 Minuten aus der Stadt
raus nach Burgliebenau an den Wallendorfer See. Ein wunderschönes
Naturschutzgebiet, welches auch durch eine geflutete Braunkohlegrube entstand.
Bis zum Sonnenuntergang bin ich mit dem Feldstecher unterwegs und kann viele
Gänse, Enten, Möwen, Goldammern, Drosselrohrsänger und 20 grosse Brachvögel
beobachten.
Eigentlich müssten wir uns langsam auf den Heimweg machen aber
wir entschliessen uns am nächsten Morgen noch mit dem Velo, um den Wallendorfer
See zu fahren. Wir hören wieder den Pirol und können uns an den blühenden
Magerwiesen kaum satt sehen.
Wir würden gerne noch mehr Zeit in dieser Gegend verbringen.
Die Natur, die Landschaft und die spannende Geschichte möchten wir noch weiter
erkunden, leider ruft die Arbeit uns zurück!
Auf dem Heimweg machen wir einen kleinen Abstecher zum
Nationalpark Hainich und vertreten uns die Beine auf dem Baumkronenpfad. Einmal
eine andere Perspektive auf den Wald.