Frankreich 2022
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Frankreich Frühling 2022
Nach einer intensiven Bauphase am neuen Weltreisemobil, packen wir nochmals unser altes Husbil und fahren in Richtung Frankreich.
Kurz nachdem wir bei Genf die Grenze passiert haben, machen wir Halt bei einem Steinbruch. Hier wurden versteinerte Dinosaurierspuren (Les empreintes de dinosaures de Villette) entdeckt. Wir parken unser Womo unterm Regenbogen und verbringen eine ruhige Nacht.
Die Fahrt in Richtung Südfrankreich bringt uns den Frühling näher. Plötzlich sind die Bäume im Tal grün. Oberhalb der Ardèche Schlucht wurde die moderne Nachbildung der Chauvet Höhle im Steineichenwald erstellt. Diese wollen wir uns anschauen.
Die Chauvet Höhle wurde erst 1994 entdeckt. Um die 30’000 Jahre alten Höhlenmalereien zu schützen, wurde die Höhle für die Öffentlichkeit gesperrt und in aufwändiger Arbeit eine Nachbildung gebaut. Diese wurde 2015 eröffnet. Wir haben Glück, dass es nur wenige Besucher hat, und können die per Audioguide geführte Tour geniessen. Nach aufwändigen Vermessungen wurde sowohl die Form der Felsen der Höhle als auch die Malereien exakt kopiert. Alles wirkt sehr echt nur die Kühle der Höhle fehlt.
Übernachten ist auf dem Gelände des Besucherzentrums verboten, so fahren wir noch weiter bis nach St. Alexandre, einem kleinen mittelalterlichen Dorf am Rand der Ebene. Hier stehen wir direkt neben dem Friedhof und haben eine beeindruckende Aussicht auf das umliegende Land.
Unser nächstes Ziel ist Arles. Bei leicht bedecktem Himmel parken wir unser Womo am Ufer der Rhône und besichtigen die Stadt. Hier findet man überall Zeichen der römischen Besiedlung. Alte Torbogen, Amphitheater und Obelisken.
Weiter geht es in Richtung Camargue, der Himmel klart auf und das Land wird immer flacher. Schon kommen die ersten Lagunen in Sicht und darin stehen die ersten Flamingos.
Wir besuchen das Naturschutzgebiet La Capilière, hier wurden schöne Stege, Türme und Hides angelegt, um die Vögel beobachten zu können. Der Gesang der Nachtigall begleitet uns ständig auf dem 3 Kilometer langen Rundgang.
Aubi will nun so weit wie möglich rausfahren, die Strasse besteht nur noch aus Schotter. Bei einem alten Wachturm ist dann Ende, grosse Steinblöcke verhindern ein Weiterkommen für unser Husbil, nur noch die schmalen VW Busse passen hindurch. Vom Turm hat man eine schöne Aussicht. Nun sehen wir die Weite und die ersten Camargue Pferde und schwarzen Stiere.
Wir fahren wieder etwas zurück und finden trotzdem einen schönen Schlafplatz in einer leichten Senke. Hier sind wir auch vor dem heftigen Wind etwas geschützt. Wir stehen direkt am Rande eines Naturschutzgebietes, dies darf momentan im Frühjahr nicht betreten werden wegen der Brutvögel.
Am nächsten Morgen hat sich der Wind gelegt und wir machen uns mit den Velo’s auf den Weg in Richtung Saint Marie de la Mer. Aubi sucht alle 300 Meter einen Cache und ich stoppe immer wieder, um die vielfältige Vogelwelt zu bestaunen. Der Weg liegt zwischen den Lagunen und dem Meer. An einer Stelle können wir mit den Bikes über den festen Sand bis zum Meer fahren. Aubi muss natürlich schnell die Füsse ins Wasser halten. Gegen Nachmittag kommen wir in Saint Marie de la Mer an, da der Wind nun wieder stark zugenommen hat machen wir uns schnell auf den Rückweg und sind wir froh über unsere elektrische Unterstützung!
Wir schlafen nochmals am selben Ort. Nach einer frühmorgendlichen Vogeltour fahren wir weiter ostwärts. In Pont Saint Louis du Rhône überqueren wir die Rhône mit der Fähre. Hier bestaunen wir die Meersalzgewinnung.
Danach fahren wir zum Marais du Vigueirat, einem weiteren Naturschutzgebiet, welches wunderbar durch Stege und Hides erschlossen wurde. Aubi hält sich tapfer und trottet die 5 Kilometer hinter mir her, während ich mit grosser Begeisterung die Vielfalt der Vogelwelt bestaune. Nach 3 Tagen Camargue konnte ich gegen 40 verschiedene Arten bestimmen.
Nun haben wir vorerst genug von Vögeln, wir fahren weiter westlich bis nach Aigues-Mortes. Hier verbringen wir die Nacht auf einem grossen Stellplatz ausserhalb der Stadt. Hier finden bestimmt 50 Wohnmobile Platz.
Am nächsten Morgen lassen wir das Husbil stehen und fahren mit den Velo’s auf schönen Feldwegen nach Aigues-Mortes. Die mittelalterliche Stadt ist komplett von einer viereckigen Stadtmauer umgeben. Wir sind noch früh, die Stadt erwacht erst allmählich zum Leben. Wir schlendern durch die Gassen und trinken einen Caffè auf der Piazza.
Zurück beim Womo werden die Velo’s verstaut und weiter geht’s in Richtung Westen. Das Land wirkt sehr mediterran, es ist karg und es wird hauptsächlich Wein angebaut. Wir fahren auf kleinen Strassen, kommt ein Dorf wird es jedes Mal eng. Aber Aubi lenkt uns immer souverän durch die verwinkelten Gassen.
Nördlich von Montpellier kommen wir auf eine Hochebene. Hier ist es noch karger als im Tal, es scheint hier im Sommer sehr heiss zu sein. Wir machen eine Wanderung zu einem Dolmen, mit einem kleinen Menhir. Es führt kein offizieller Weg dorthin, nur Dank den genauen Koordinaten finden wir die Stelle. Zarte Frühlingblumen säumen den Weg, in der Ferne hört man eine Ziegenherde.
Zurück beim Womo geht’s weiter durch diese einsame Gegend, unser Ziel ist die Gouffre Geant de Cabrespine. Doch kurz vor dem Ziel in Villeneuve-Minervois kommen wir nicht mehr weiter. Route Barrée, nur Fahrzeuge unter 2 Tonnen dürfen weiter. Mehrere Autos kommen uns entgegen, einer sagt wir müssten zurück, der andere sagt es sei schon möglich. Wir fahren über die erste Brücke, dann kommt wieder einer der den Kopf schüttelt und meint wir kämen nicht durch. Also brechen wir die Übung ab, fahren durch eine sehr enge Gasse und studieren danach die Karte auf der Suche nach einer Umfahrung. Ein freundlicher Franzose fragt uns, ob wir uns verirrt hätten. Wir erklären ihm das Problem, er meint es gäbe einen anderen Weg, dieser sei aber schlecht und sehr schwer zu finden. Er bietet uns an mit seinem Auto vorauszufahren, um uns den Weg zu zeigen. In Villeneuve gibt es aber auch einen Stellplatz und der Weg bis zur Höhle wäre gut mit den Ebikes zu bewältigen. So entschliessen wir uns hier zu übernachten und am nächsten Morgen mit den Bikes zu fahren.
Am nächsten Morgen fahren wir gemütlich das Tal hoch, für die letzten paar hundert Meter sind wir sehr froh um unsere Ebikes, denn die Steigung beträgt 12%.
Ausgestattet mit einem Audioguide auf Deutsch dürfen wir die Höhle betreten. Nach einem kurzen Gang kommt man in eine riesige, 200 Meter hohe Halle. Ein Steg führt über den Abgrund, es kribbelt in den Beinen, wenn man nach unten blickt. Im Inneren der Höhle gibt es einen Seilpark, den man mit Führung und Höhlenausrüstung begehen kann. Wir bleiben auf dem Tourirundgang. Im hinteren Teil der Höhle hat es schöne Tropfsteine und wunderbare, weisse Gebilde Aragonit. Wie zu Stein gewordene Eiskristalle sieht es aus.
Nach einer rasanten Fahrt zurück zum Womo wollen wir noch eine weitere Höhle in der Gegend besichtigen, die Grotte de Limousis. Hier ist die Führung mit einem Guide auf Französisch. Wir waren schon in vielen Höhlen aber noch nie war eine Führung so lustig und unterhaltsam. In sieben verschiedenen Hallen kann man alle Variationen von Stalagmiten, Stalaktiten, mal gross mal klein, mal dünn wie Vorhänge und zum Schluss einen riesigen Aragonit bestaunen. Wir haben selten etwas Schöneres gesehen. Nach der Höhlentour wird das ganze noch mit der Degustation lokaler Weine abgerundet. Dieser Abstecher hat sich mit Sicherheit gelohnt.
Seit dem Album Carcassonne 1993 von Stephan Eicher möchte ich diese Stadt besichtigen und nun ist es so weit. Nur 15 Kilometer von der Höhle Limousis entfernt, sehen wir prominent auf einem Hügel die mittelalterliche Stadt. Wir können nahe der Cité de Carcassonne parken und sind in 5 Minuten am Stadttor. Die mittelalterliche Stadt ist sehr gut erhalten aber leider eine einzige Touristenattraktion. Tausende von Touristen zwängen sich durch die engen Gassen. Touriladen reiht sich an Touriladen, dazwischen hie und da ein Restaurant. Wir haben das Ganze schnell besichtigt und fahren aus der Stadt raus an einen Stausee zum Übernachten.
Am nächsten Morgen machen wir uns auf den Weg in Richtung des kleinen französischen Ortes Tautavel. Hier wurde in der Aragon Höhle Teile eines Skeletts von einem Homo erectus gefunden. Der Fund wird auf ein Alter von 300’000- 450’000 Jahre datiert. Wir besuchen das informative Museum und steigen zur Aragon Höhle hoch.
Danach fahren wir weiter durch die wunderschöne Landschaft. Vom Co de la Batalla machen wir einen Abstecher zum Observatoire du Littoral. Von hier haben wir einen grandiosen Ausblick auf das umliegende Land, runter nach Perpignan und ganz im Hintergrund kann man sogar das Meer erkennen. Im Südwesten sieht man die schneebedeckten Pyrenäen. Es ist sonnig und warm, aber ein stürmischer Wind fegt uns fast von der Aussichtsplattform runter.
Unser heutiges Ziel ist Bélesta, ein kleines Dorf im Hinterland von Perpignan mit einem schönen ruhigen Stellplatz.
Nach einer ruhigen Nacht machen wir uns mit den Bikes auf den Weg, um einen Dolmen und die Ruinen einer Kirche zu besichtigen. Die Landschaft ist einsam und wir haben einen wunderschönen Ausblick. Überall kann man die Nachtigall und hie und da den Wiedehopf hören.
Zurück beim Womo geht die Reise weiter in Richtung Westen. Wir fahren auf kleinen Strassen vorbei am sagenumworbenen Berg Bugarach. Hier erwarten die Esoteriker von den Ausserirdischen gerettet zu werden. Wir machen eine kleine Wanderung zur Source de la Sals. Trübes Wasser sprudelt aus dem Berg, es soll salzig sein. Jetzt im Frühjahr schmeckt man nicht viel davon, es hat zuviel Wasser.
Weiter geht’s nach Rennes le Chateau, ein kleines mittelalter Dorf, welches vor allem durch die Bücher «Der heilige Gral und seine Erben» oder «Sakrileg» bekannt wurde. Der Legende nach soll in hier ein altes Pergament und ein Schatz versteckt gewesen sein. Es wurde aber nie etwas gefunden. Trotzdem ist Rennes le Chateau zum Touristenort geworden und die Aussicht von hier ist sehr schön.
Wir haben für den nächsten Tag eine längere Biketour in dieser wunderschönen Gegend geplant. Über Waldwege gelangen wir an den Fuss eines Felsbandes, wo die Überreste einer alten Burg, dem Chateau de Bézu, gefunden wurden. Die letzten Meter gehen wir zu Fuss und haben von oben einen grandiosen Ausblick.
Auf unserer Weiterfahrt in Richtung Westen machen wir Halt bei der Burg von Puivert. Ein mittelalterliches Konzert mit Flöte und Trommel runden den Besuch ab. Weiter geht’s in Richtung Montségur. Schon von weitem sieht man auf einem hohen, markanten Felsen eine Burg, diese scheint unerreichbar. Doch langsam kommen wir näher und können bis 200 Höhenmeter unterhalb der Burg auf den Pass fahren. Es ist schon 17.00 Uhr und das Wetter ist bedeckt. Da das Wetter für den nächsten Tag noch schlechter werden soll, entschliessen wir und die 200 Meter hochzusteigen und die Burg noch zu besichtigen. Das Château Montségur war Hauptsitz der karthagischen Kirche, die Lage ist einzigartig. Von Oben hat man einen fantastischen Blick. Nur wurde die Lage für die Katharer zum Problem, sie wurden von den Katholiken 1244 so lange belagert und ausgehungert, bis sie aufgeben mussten. Wer seinem Glauben nicht abschwor wurde getötet. Über 200 Katharer wurden hier ermordet.
Auf dem Col de Montségur, auf 1000 Meter über Meer verbringen wir die Nacht.
Es ist kühler geworden, am nächsten Morgen umgibt uns dichter Nebel. Wir fahren weiter in Richtung Westen. Bei le Mas d’Asil machen wir einen Spaziergang zum Dolmen du Cap del Pouech, die wunderschönen Flühlingsblumen und das Vogelkonzert runden das Ganze ab.
Beim Vorbereiten unserer Reise haben wir bei Mas d’Asil eine Strasse entdeckt, welche in einer Höhle verschwindet. Dies wollen wir nun besichtigen, und wirklich, die Strasse führt direkt in eine natürlich vom Wasser geschaffene Höhle. Nach ca. 300 Metern kommt man auf der anderen Seite wieder raus. Hier machen wir Halt, um das Ganze auch noch zu Fuss zu erkunden. Wir spazieren der Strasse entlang wieder zum Eingang und steigen dann hoch, um über den Felsen auf der anderen Seite wieder runterzukommen. Der Weg führt über schmale Felsbänder direkt oberhalb des Höhleneingangs entlang, es ist richtig abenteuerlich!
Auf der Weiterfahrt in Richtung Westen machen wir nochmals Halt, um die Grotten des Trois Frères zu besichtigen. Hier wurden sehr alte, steinzeitliche Malereien gefunden. Die Höhle ist aber verschlossen und touristisch nicht erschlossen. Es war trotzdem ein schöner Spaziergang im Regen.
Zum Übernachten fahren wir dem Hochwasser führenden Fluss Alet entlang immer weiter in die Berge rein. Es regnet fast die ganze Nacht und am Morgen sind die umliegenden Berge mit Schnee überzuckert. Von hier könnte man zu Fuss in wenigen Stunden die spanische Grenze erreichen. Momentan lädt das Wetter aber nicht dazu ein.
Wir fahren weiter in Richtung Westen. In Montsaunès besichtigen wir eine Templerkirche und in Lespugue machen wir einen Spaziergang durch eine wildromantische Schlucht, die Gorge de la Save. Hier hat es viele Nischen und Höhlen, welche in der Steinzeit besiedelt waren. In einer dieser Höhlen wurde eine Venusfigur aus der Steinzeit gefunden, die Venus von Lespugue.
Das Wetter wird schlechter so fahren wir weiter bis nach Lourdes, hier übernachten wir am Lac de Lourdes. Aubi besichtigt am Morgen die Pilgerstätte. Schon morgens um 9 Uhr gibt es lange Warteschlangen vor der Grotte. In den Gassen gibt es Restaurants aus aller Welt. Die Stadt lebt nur von den Pilgern.
Nun müssen wir uns langsam wieder auf den Heimweg begeben. Doch ein Höhepunkt kommt noch, die echten Höhlenmalereinen von Pech Merle. Um diese zu besichtigen, mussten wir uns anmelden. Die Besucherzahl ist limitiert, damit die Malereien keinen Schaden durch eine Veränderung von Temperatur und Luftfeuchtigkeit erleiden. Diese Höhle ist einzigartig, nicht nur die verschiedenen Malereien von Pferden, Mammut und Handabdrücken sind sehr beeindruckend, auch die Höhle ist grossartig. Stalaktiten, Stalagmiten, Säulen, Disken und Höhlenperlen begeistern mich. Auch die Umgebung der Höhle mit Kalkfelsen und tiefen Schluchten ist sehr schön. Wir fahren über kleine, kurvenreiche Strassen und geniessen die Landschaft.
In der Auvergne sehen wir die verloschenen Vulkane Puy Mary und Puy du Dome mit vereinzelten Schneefeldern. Eigentlich wollten wir über den Puy Mary fahren, leider erfahren wir 10 Kilometer vor dem Pass, dass dieser geschlossen ist. So müssen wir das Gebiet weiträumig umfahren, dies dauert zwar lange aber die Gegend ist wunderschön, ideal auch zum Radfahren. Leider ist unsere Urlaubszeit schon vorbei aber wir kommen wieder.