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Korsika 2021

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Dreimal mussten wir die Fähre nach Korsika wegen Corona verschieben, nun hat es endlich geklappt. Am 3.10. 2021 abends um 18.30 Uhr rollen wir, Aubi, Andrea und Florian, in Bastia von der Fähre runter.
Wir fahren nur wenige Kilometer zum Etang de Biguglia, dort wollen wir auf einem Campingplatz unsere erste Nacht auf Korsika verbringen. Der Andrang ist gross, doch wir bekommen noch einen Platz auf dem riesigen Camping. Nach dem Installieren gehen wir zu Dritt im Dunkeln an den Strand, um das Meer zu begrüssen. Auf der anderen Seite des Campings liegt der Etang de Biguglia, wo man immer wieder das Schnattern der Flamingos hört.
Am nächsten Morgen packe ich den Feldstecher und gehe auf Vogelpirsch. Hinter einem hohen Schilfgürtel hört man Flamingos, Blesshühner und den Seidensänger, leider kann ich nur hie und da einen Blick auf die rosaroten Flamingos werfen.
Heute wollen wir ein gutes Stück in Richtung Süden fahren. Ein heftiges Gewitter mit sintflutartigem Regen führt zu überfluteten Wiesen und Bäche, die auf die Strasse fliessen. Zum Glück hat unser Womo genug Bodenfreiheit, manchmal spritzt das Wasser bis zur Scheibe hoch. Kurz vor Porto-Vecchio hört der Regen auf und wir geniessen ein paar Abstecher zu Fuss an die stürmische Felsenküste mit vereinzelten kleinen Buchten. Hohe Wellen rollen auf die Küste zu, der starke Wind verschlägt einem den Atem.
Für die Nacht fahren wir ein bisschen ins Landesinnere, bei Arraggio finden wir einen wunderschönen Stellplatz unter hohen Korkeichen.
Nach einer ruhigen Nacht lacht am Morgen wieder die Sonne. Wir sind früh wach und machen uns auf den Weg zum Castello d’Arraggio, eine Festung der Torreaner, welche um 2000 v.Ch. erbaut wurde. Der Aufstieg ist schweisstreibend aber die Aussicht lohnt die Mühe!
Zurück beim Womo machen wir uns auf den Weg durch den Forêt de l’Ospedale hoch zum Dorf Ospedale. Dies scheint eine beliebte Rennstrecke zu sein, wir bringen ein bisschen Entschleunigung in den Verkehr. Kurz vor dem Stausee Lac d’Ospedale biegen wir links ab, wo wir auf einer Lichtung einen schönen Stellplatz finden. Hier machen wir die Bikes klar und weiter geht’s zum Wasserfall, la Cascade de Piscia di Gallu. Die letzten Meter müssen wir die Bikes stehen lassen. Der Weg geht über Felsen steil bergab. Die bizarren, rötlichen Felsen leuchten in der Sonne, im Hintergrund sieht man das Meer. Dann hört man das Rauschen des Wasserfalls. Durch einen engen Schlund stürzt das Wasser 60 Meter in die Tiefe.
Als der Himmel dunkler wird machen wir uns auf den Rückweg und kommen fast trocken beim Womo an.
Dank dem Geocachen kommen wir am nächsten Morgen, auf dem Weg in Richtung Süden, zu einem speziellen Haus, dem Oriu di Canni. Salz, Wind und Regen bringen bizarre Formen in die Granitfelsen. Diese werden von unten ausgehöhlt und werden «Taffoni» genannt. Schon im 16ten Jahrhundert nutzen die Hirten den Felsen als Unterschlupf. Im 18ten Jahrhundert wurde ein Haus in den Felsen gebaut. Heute steht es leer, aber zeitweise hatte es innen zwei Etagen und eine rudimentäre Küche.
Über schmale Strassen führt der Weg durch eine malerische Landschaft weiter in Richtung Süden. Heute wollen wir Bonifacio besichtigen. Exponiert auf einem Kreidefelsen gebaut, thront die Altstadt über dem Meer. Leider lebt die Altstadt nur vom Tourismus, so reiht sich ein Souvenirshop an den nächsten. Der Blick runter auf das offene Meer und den Hafen ist aber einzigartig. Ein stürmischer Wind weht durch die engen Gassen.
Für 5 Euro/Person und mit einem Helm bewaffnet steigen wir die 187 Stufen der Escalier du Roi d’Aragon nach unten. Eine schräg in den Fels gehauene Treppe, welche steil nach unten führt. Diese Treppe soll der Legende nach im Mittelalter gebaut worden sein, um bei einer Belagerung der Stadt einen Fluchtweg zu haben.
Am unteren Ende der Treppe führt der Weg noch einige hundert Meter dem Kreidefels entlang, leider ist der Zugang zur nahegelegenen Grotte gesperrt.
Nach der Besichtigung der Stadt will Aubi noch zum südlichsten Punkt der Insel fahren. Der Wind weht so heftig, dass es einem den Atem verschlägt. Als das Womo mit der Breitseite zum Wind steht, wird es gefährlich aus den Federn gehoben so dass ich Panik schiebe und wir diesen stürmischen Ort schnell wieder verlassen.
Eine gut ausgebaute Strasse führt uns nun weiter in Richtung Westküste. Die Landschaft ist karg und geprägt von bizarr geformten Felsformationen.
Wir finden einen ruhigen Übernachtungsplatz neben dem Alignement de Rinaghju. Mindestens 160 Monolithen wurden hier gefunden, die meisten in Linien angeordnet andere zu einem Dolmen aufgetürmt. Im wunderschönen Abendlicht können wir diese mystische Stätte besichtigen.
Auch am nächsten Morgen geht es weiter mit prähistorischen Sehenswürdigkeiten. 10 km entfernt finden wir das nächste Alignement. Nur ein unscheinbares Schild an einem Zaun weist auf die Menhirs de Paddaghju hin. Auch hier finden wir eine eindrückliche Linie von Menhiren aus grauer Vorzeit. Viele Eidechsen huschen vor uns davon, Vögel verstecken sich in der dichten Macchia. Das Land ist sehr ausgetrocknet, nur ganz vereinzelt ist etwas grün oder blüht eine kleine Blume.
Auf der Weiterfahrt in Richtung Westen kommen wir an der Plage de Capu Lourosu, einem wunderschönen Strand vorbei, der zum Verweilen lädt. Aubi und Florian wagen sich ins kühle Nass, ich geniesse den Blick auf’s Meer.
Die Nacht wollen wir wieder im Landesinneren verbringen. Wir fahren ca. 30 km in die Berge rauf und brauchen 1,5 Stunden, bei den engen Strassen und den vielen Kurven kommt man einfach nicht vorwärts. Aber wir haben Zeit und geniessen die einsame Gegend. Als es schon fast dunkel ist kommen wir auf dem Parkplatz der Site Archéologiques de Cucuruzzu an. Ein Pferd wiehert zur Begrüssung, keine Menschenseele weit und breit.
Morgens um 9.30 Uhr stehen wir als erste Besucher vor der Archäologischen Stätte. Durch einen dichten, niedrigen Wald führt der Weg zu den prähistorischen Bauten von Cucuruzzu und Capula. Wir sind die einzigen Besucher, wir geniessen die Ruhe und das prächtige Wetter an dem frischen Morgen. Während Aubi und Florian jede Steinmauer besichtigen, gehe ich auf Vogelpirsch.
Für die Weiterfahrt müssen wir auf demselben Weg zurück zur Küste, mir besichtigen eine wunderschöne Bogenbrücke, die Spina Cavaddu. Im ruhigen Wasser des Flusses spiegelt sich die Brücke und wird zum Kreis.
In Filitosa steht schon die nächste archäologische Stätte auf dem Programm. Hier ist es deutlich touristischer, denn hier kann man die einzigartigen Menhire mit menschlichen Zügen besichtigen.
Der Parkplatz eignet sich nicht als Übernachtungsplatz, so fahren wir wieder hoch in die Berge. Der Weg schlängelt sich um hunderte von Kurven von Tal zu Tal, rauf und runter, weiter ins Landesinnere. Unser Womo und natürlich unser Chaffeur werden arg gefordert. Ich muss hie und da die Augen schliessen, so eng sind die Strassen und tief die Abgründe, zum Glück hat es kaum Verkehr! Auf 1250 Meter über Meer finden wir einen wunderschönen Übernachtungsplatz, den Aubi wieder super im Vorfeld recherchiert hat.
Am nächsten Morgen zeigt das Thermometer nur noch 8 ° an. Wir warten, bis die Sonne über den Berg hervorkommt, ziehen uns warm an und satteln die Fahrräder. Auf einer, für die Velo’s, breiten Naturstrasse fahren wir weiter den Berg hoch und kommen auf eine karge Hochebene. Die Sonne strahlt vom stahlblauen Himmel, es ist traumhaft schön. Bei einer kurzen, rasanten Abfahrt rennt Aubi ein Schwein vor’s Velo. Zum Glück kommen beide mit dem Schrecken davon. Wir treffen nur einige kleine Rinder, eine Schafherde, welche von einem Herdenschutzhund begleitet wird, der sich nicht mal die Mühe macht aufzustehen als wir vorbeifahren. Es hat ein paar Alpwirtschaften aber um diese Jahreszeit sind diese nicht mehr bewirtet. Im Sommer hat es hier mehr Touristen, denn der Wanderweg GR 20 führt hier vorbei.
Nach 30 km velofahren sind wir zurück beim Womo. Wir wärmen uns mit einer heissen Gemüsesuppe auf. Für die Rückfahrt nehme ich für die ersten 3 Km nochmals das Velo. Erstens habe ich keine Lust auf die enge Strasse und zweitens kann ich dann beim Abzweig die Autos aufhalten bis Aubi mit dem Womo unten ist. Ich bin schnell unten beim Abzweig, muss aber niemanden aufhalten, es ist kein Verkehr.
Wieder führt uns der Weg kurvenreich zurück zur Küstenstrasse, denn nun fahren wir die malerische Westküste hoch in Richtung Norden. Die Strasse führt durch die hier rötlichen Felsen hoch über dem Meer der Küste entlang. Die Tiefblicke und das Blau des weiten Meeres sind spektakulär.
Die nächste Nacht verbringen wir auf dem kleinen Campingplatz Le Mandriale bei Cargèse. Dieser ist sauber, kostet nur 20 Euro und wir können alle Akkus wieder aufladen. Am Morgen weckt uns der Esel so kommen wir bald wieder los und fahren nach Porto, einem kleinen Küstendorf mit einem malerischen Turm auf einer Felsnase. Leider ist auch dieses Dorf rein auf den Tourismus ausgelegt. Jetzt im Herbst ist nicht mehr viel los und wir können für die Nacht am Hafen stehen. Hier wollen wir mit dem Kajak das Meer erkunden. Wir starten zu dritt im kleinen Hafen und paddeln dann in Richtung offenes Meer. Sobald der Schutz der Hafenmole hinter uns liegt, müssen wir feststellen, dass die Wellen doch etwas höher sind, als wir gedacht hatten. Jede Welle schwappt ins Boot und wir sind schon nach kurzer Zeit durchnässt. Wir versuchen noch vor dem Strand zu queren, aber auch das funktioniert nicht gut. So entschliessen wir uns nach kurzem das Experiment «Landratten mit Kajak auf dem Meer» wieder zu beenden.
Am nächsten Tag wenden wir dem Meer wieder den Rücken zu und fahren in die Berge. Kurz nach dem Col de Verghju gibt es einen offiziellen Womo Stellplatz. Von hier aus machen wir uns auf eine Wanderung in der wunderschönen Landschaft durch die steilen, schroffen Berge zu einem wilden Bergbach. Dieser hat die Felsen ausgewaschen und stürzt an einer Stelle über 30 Meter in die Tiefe, einige grosses Becken laden im Sommer zum Baden ein.
Am nächsten Tag fahren wir vorbei am Stausee Lac de Calacuccia, durch den spektakulären Canyon de la Rude zurück an die Westküste. Wir fahren auf der breiten, gut ausgebauten Küstenstrasse in Richtung Süden. Kurz vor Calvi hat Aubi einen Stellplatz recherchiert. Auf dem Weg dorthin ist es wieder deutlich touristischer, es gibt einige Hotel und Campinganlagen aber bei Arinella di le Rocce gibt es nur ein paar Einheimische, denn hier gibt es keinen Sand, sondern grosse Kieselsteine. Das Meer ist ruhig, sodass wir nochmals einen Versuch mit dem Kajak starten. Und dieses Mal funktioniert es hervorragend.
Wir verbringen hier eine ruhige Nacht mit Meeresrauschen. Am nächsten Morgen besichtigen wir Calvi, hier thront auf einer Felsnase eine grosse Festung, von wo man einen schönen Ausblick auf den Jachthafen, die Küste und das Meer hat.
Weiter geht die Reise in Richtung Cap Corse, bei Nonza machen wir einen kurzen Stop und besichtigen das kleine Bergdorf mit einem eindrücklichen Tiefblick auf den schwarzen Strand. Kurz danach finden wir bei Ogliastro einen schönen offiziellen Stellplatz in einem Wäldchen direkt beim Strand.
Am Morgen besichtigt Aubi den Tour Génoise d’Albo, während ich mit Feldstecher bewaffnet dem Meer den Rücken kehre und bei der kleinen Lagune auf Vogelpirsch gehe. Ich kann Eisvogel, Teichhuhn, Seidensänger, Meisen und eine Zaunammer beobachten.
Nun fahren wir zum nördlichsten Punkt des Cap Corse nach Tollare. Hier gibt es nur steile Felsen, Macchia und hie und da ein Bergdorf. In Tollare stehen wir auf dem offiziellen Stellplatz, das Dorf wirkt ausgestorben. Aubi und ich erkunden mit den Bikes die einsame Gegend. Der Weg gleicht eher einem Bachbett und geht bis auf 400 Meter über Meer, wo wir dann wieder auf die Strasse kommen und die Fahrt rasant zurück zum Womo führt.
Am nächsten Tag machen wir eine Küstenwanderung dem Chemin des Douanes entlang. Der Blick auf das türkisbaue Meer ist atemberaubend.
Leider neigen sich unsere Ferien nun schon wieder dem Ende zu. Uns bleibt nur noch die Fahrt zurück nach Bastia, wo wir am Nachmittag die Fähre nach Livorno besteigen.
Korsika hat uns sehr gut gefallen, der Wechsel zwischen Bergen und Meer, wandern, velofahren, das Blau von Himmel und Meer betrachten und Sonne tanken, hat einfach gut getan.
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