Schweiz 2021
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Schon wieder zwingt uns Corona dazu, die Pläne
zu ändern. Das dritte Mal haben wir unsere Fähre nach Korsika verschoben. Wir
machen Ferien in der schönen Schweiz!
Gemütlich starten wir am Sonntag
Nachmittag in Richtung Ostschweiz. In Kleinandelfingen verlassen wir die
Autobahn und fahren zum Husemersee, welcher zwischen Truttikon und Trüllikon
gelegen ist.
Das Wetter ist schön die Temperatur liegt bei 18°C und so sind wir
nicht die Einzigen. Ein idyllischer Weg führt um den See, die Vögel
veranstalten ein munteres Konzert. So bin ich in meinem Element, auf
Vogelpirsch, während Aubi einen Labcache löst. Als wir zurück beim Womo sind
ist der Parkplatz bis auf einen VW Bus leer. Wir verbringen eine ruhige Nacht,
nur das Trommeln des Regens stört die Idylle. Am Morgen liegen die Temperaturen
um die 3° Celsius, das Wetter kann sich nicht entscheiden, ob es regnen oder
schneien soll. Nichts destotrotz will ich nochmals zum See. Warm eingepackt,
bewaffnet mit dem Feldstecher gehe ich nochmals runter zum See. Weisse Nebelschwaden
steigen aus dem See empor, die Vögel stören sich nicht am Wetter und sind immer
noch munter am Singen. Ich höre den ersten Kuckuck in diesem Jahr und geniesse
die Ruhe am nun einsamen See. Nach meinem Morgenspaziergang fahren wir weiter
nach Stein am Rhein.
Wir machen einen Labcache durch das malerische Städtchen
und spazieren dem Rhein entlang bis zur Einsiedelei auf einer kleinen Insel. Alles
ist wie ausgestorben, ob wegen Corona oder wegen dem garstigen Wetter uns soll
es egal sein. Wir geniessen noch eine Crêpe auf der Gasse und gehen zurück zum
Womo.
Nun fahren wir weiter nach Hüttwilen, hier im Seebachtal hat es einige
kleine Seen und Naturschutzgebiete. Wir machen eine Tour um den Nussbaumersee
und schlafen mit Blick auf diesen. Auch hier verbringen wir eine ruhige Nacht.
Am
nächsten Morgen sehen wir den See nicht mehr, der Nebel ist so dicht, wir sehen
kaum bis zur anderen Strassenseite. Nach einem gemütlichen Frühstück lichtet
sich der Nebel langsam. Wir machen einen Morgenspaziergang dem Hüttwilersee
entlang, vorbei an der Ruine Helfenberg, suchen ein paar Cache und beobachten
Vögel. Es hat viele Mönchsgrasmücken, Goldammern und Spechte, an einem kleinen
Tümpel schrecken wir eine Bekassine auf. Ein grosses Feld wird renaturiert, es
soll ein neues Flachmoor entstehen. Der Wanderweg führt zum Teil über Holzstege
über den Moorboden. Ich entdecke die ersten Schachbrettblumen in der freien
Natur.
Wir fahren heute wieder zurück
nach Balsthal, laden Florian auf und weiter geht’s in Richtung Westschweiz.
Gegen 22.00 Uhr kommen wir in Saint Maurice im Wallis an. Aubi hat einen
Parkplatz direkt über einem Autobahntunnel gefunden. Gegen 5 Uhr merken wir
aber, dass wir direkt neben der Hauptstrasse stehen, es wird eine kurze,
unruhige Nacht. Am Morgen hat es Raureif um’s Womo aber strahlenden
Sonnenschein über den weissen, schneebedeckten Gipfeln. Aubi holt beim Kloster noch
einen Grand Tour Cache. Auf dem Rückweg entdeckt er ein Verbotsschild,
Campieren bei 500.- Fr. Strafe verboten. Wir packen schnell zusammen und fahren
weiter.
Wir fahren hoch, bis Martigny und machen einen Morgenspaziergang zur
Burg La Bâtiaz. Von hier haben wir einen prächtigen Ausblick das Wallis empor
und in die verschneiten Berge. Aber wir haben keine Lust mehr auf Wintersport
und fahren zurück an den Genfersee. Hier besuchen wir das Schloss Chillon und
fahren durch das mondäne Montreux. Aber diese Gegend ist zu touristisch und
weit und breit kein Parkplatz für’s Womo. In Rivaz, beim Bahnhof können wir das
Womo stehen lassen, weiter geht’s mit den Ebike durch die Rebberge von Lavaux,
über Epesses, Lassex bis Grandvaux, es geht steil rauf und runter, zum Glück
haben wir elektrische Unterstützung, so haben wir puren Fahrspass!
Gegen Abend
fahren wir in Richtung Freiburg, wir finden einen schönen, ruhigen Schlafplatz
bei der Seilbahn in Moléson. Für 10.- Franken können wir auf einem Kiesplatz
hinter dem Office de Tourisme stehen und verbringen eine ruhige Nacht, nur der
Ruf des Waldkauzes ist zu hören.
Am nächsten Morgen fahren wir nach Gruyère und
besichtigen das kleine, mittelalterliche Städtchen. Dank Corona und früher
Stunde hat es sehr wenige Touristen. Traurig zu sehen, wie sich die Restaurants
mit Take away versuchen über Wasser zu halten. Wir besichtigen das Museum von
H.R. Gyger, den Erschaffer der Alien Figur. Die Grenzen zwischen Genie und
Irrsinn sind hier fliessend. Eindrücklich sind die Filmfiguren und deren
damalige Darstellung, wenn man sich vorstellt, wie einfach dies heute am
Computer erschaffen werden könnte.
Nach dem Mittagessen besichtigen wir als
Dessert das Chocolat Cailler Museum. Diese audioguide geführte Ausstellung ist
gut gemacht. Man erfährt viel über die Geschichte der Schokolade, wie diese in
die Schweiz kam, die Gründer der Fabrik und wie die heutige Schokolade
hergestellt wird. Und zu guter Letzt kommt die Degustation auch nicht zu kurz.
Die
Nacht verbringen wir am Ende der Gorge de la Jonge auf einem Wanderparkplatz.
Am nächsten Morgen packen wir den Rucksack und wandern die Schlucht hoch. Nach
wenigen Metern verengt sich die Schlucht, der Weg führt durch einen dunklen
Tunnel, über Brücken und Stege. Es ist wild romantisch, mal führt der Weg
direkt am Wasser entlang, dann windet er sich den steilen Hang hoch, um einem
Felsen auszuweichen. Nach ca. einer Stunde erreichen wir das obere Ende der
Schlucht und stehen bei der Staumauer des Lac de Montsalvens. Das Wetter ist
kalt aber wunderbar sonnig, wir bestaunen die schneebedeckten Berge im
Hintergrund in Richtung Jaunpass. Wir beschliessen, weiter dem See
entlangzuwandern da das Wetter und die Ausblicke so schön sind. Nur die kalte Biese
ist unangenehm, so dass wir kaum Pause machen können. Unterhalb von Charmey
kehren wir um und wandern gemütlich zum Womo zurück. Die Schlucht ist auch beim
zweiten Mal eindrücklich!
Für die nächste Nacht suchen wir einen Platz mit Ver-
und Entsorgung und Strom und werden bei der Seilbahn von Charmey fündig, also
fahren wir mit dem Womo die gleiche Strecke wie tagsüber zu Fuss, nur führt die
Strasse nicht durch die Schlucht. Leider ist der Platz ziemlich teuer, wir
bezahlen 37.- für 3 Personen, Wasser und Strom. Nun werden alle Akkus wieder
aufgeladen und wir können Fernsehen ohne Ende.
Heute wollen wir die Stadt
Freiburg besichtigen. Wir finden an der Route de Bourguillon, ausserhalb der
Stadt einen praktischen Parkplatz und spazieren zur Chapelle de Lorette. Von
hier hat man einen prächtigen Ausblick auf die Altstadt von Fribourg. Der Weg
führt steil nach unten ans Ufer der Saane, über eine alte, steinerne
Bogenbrücke und dann wieder steil durch die Altstadt empor zum Zentrum. Wir
schlendern durch die schmalen Gassen bis zur Place Georges Python, dort stärken
wir uns mit einem Kebap, bevor wir zurück zum Womo spazieren.
Aubi hat für mich
heute noch ein Naturschutzgebiet auf dem Programm. Wir fahren bis zum Düdinger
Moos. Warm eingepackt und mit Feldstecher bewaffnet mache ich mich auf den Weg
um den kleinen See. Die Wege sind schön angelegt und neu mit Holzschnitzel
gestreut, es gibt einen Beobachtungstturm, von welchem man einen großartigen
Ausblick auf den See und Schilfgürtel hat. Das einzig störende ist der Lärm der
nahen Autobahn.
Da wir hier im
Naturschutzgebiet nicht übernachten können fahren wir an den Schiffenensee.
Hoch über uns führt die Autobahn über den See, aber man hört nicht viel vom
Verkehr. Auch hier verbringen wir eine ruhige Nacht.
Am nächsten Morgen steigen
wir hoch zur Einsiedelei Magdalena, dies ist eine Felsenkapelle, welche im
Mittelalter aus dem Sandstein gehauen wurde. Schon oft habe ich von der
Autobahn einen kurzen Blick darauf erhascht, nun können wir dies aus der Nähe
betrachten. Es ist eindrücklich wie gross die, aus dem Fels gehauenen Räume
sind. Nur eine kleine Terrasse liegt vor der Kapelle dann geht es senkrecht
nach unten bis zum See. Beim Runterschauen kriege ich weiche Knie! Bis in die
70er Jahre des letzten Jahrhunderts lebt hier ein Einsiedler.
Wir fahren weiter
zum Murtensee, das Wetter ist heute etwas unsicher doch wir wagen uns trotzdem
auf eine Velotour rund um den See. Unser Mut wird belohnt, wir sind nach
1h30min wieder zurück beim Womo und nicht nass geworden.
Heute Abend wollen wir
uns verwöhnen lassen durch ein Womo Dinner. Im Emmental, in der Nähe von
Sumiswald, beim Restaurant Tannenbad haben wir einen Platz reserviert. Das
Restaurant liegt eingebettet zwischen Wald und Wiese an einem kleinen Bach, da
wo sich Fuchs und Haase gute Nacht sagen! Wir werden sehr herzlich begrüsst,
können unser Menu auswählen und bekommen alles im Womo serviert. Wir geniessen
es in vollen Zügen.
Nun wollen wir das Emmental mit den EBikes erkunden. Es ist
immer noch recht kalt, wir müssen uns warm einpacken aber mit neuer Energie
geht’s am Morgen los. Rauf und runter über die sanften Hügel, vorbei an
wunderschönen, alten Bauerhäusern und friedlich grasenden Kühen. Da heute die Gartenterrassen
erstmals wieder öffnen dürfen, lassen wir es uns nicht nehmen und kehren in
einem schönen Landgasthof ein. Lang können wir nicht Pause machen, denn es ist
zu kalt, um zu verweilen. Nach 4 Stunden sind unsere Akkus fast leer. Als wir
wieder beim Womo sind, müssen wir uns erst 30 Minuten unter der Bettdecke aufwärmen,
bis wir aufgetaut sind! Trotzdem war die Tour wunderschön.
Wir bleiben noch
eine Nacht hier und machen uns am nächsten Tag zu Fuss auf, um die Gegend zu erkunden.
Dies ist definitiv anstrengender als mit dem E-Bike aber auch schön. Mir gefällt
diese Gegend sehr. Wir wohnen so nah und waren noch selten hier!
Zum Abschluss möchten wir Schloss
Trachselwald oberhalb von Sumiswald besichtigen. Das Schloss stammt aus dem 13.
Jahrhundert. Hier hat Albert Bitzius, alias Jeremias Gotthelf, im 19. Jahrhundert
eine Armenerziehungsanstalt eingerichtet. Kinder aus armen Familien wurden hier
erzogen anstatt als Verdingkinder schwer arbeiten zu müssen. Ende des 19.
Jahrhunderts bis 1928 beherbergte das Schloss eine Zwangserziehungsanstalt, wo
die Kinder und Jugendlichen schwer unter den sadistischen Erziehern zu leiden
hatten.
Leider können wir das Schloss nur von aussen betrachten und die
Geschichte studieren, wegen Corona ist eine Besichtigung nicht möglich. Wir
verbringen unsere letzte Nacht vor den Toren der Burg.
Unsere Tour de Suisse
war sehr schön, auch das frei stehen war kein Problem, nur die Wärme von Korsika
haben wir ein bisschen vermisst.