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Polen 2023

Reisen > 2023
Nachdem wir unseren FMX für die Box Manufaktur, welche den Aufbau konstruiert hat, bei der Messe Adventure Southside in Friedrichshafen ausgestellt haben, startet unsere Reise am 23.7. in Richtung Polen.
Wir verbringen unsere erste Nacht in Bad Waldsee vor dem Hymer Museum. Hier wird die Geschichte des Campens mit schönen alten Wohnwagen und ihren historischen Zugfahrzeugen und den ersten Wohnmobilen aufgezeigt. Das Spektrum reicht vom kleinsten Wohnwagen von einem FIAT 500 gezogen bis zum amerikanischen Airstream. Erste Wohnmobile von patenten Tüftlern selbst gebaut bis zu den ersten Hymermobilen. Ein schöner Einstieg in unsere Reise!
Unsere zweite Nacht verbringen wir im Nationalpark Hoher Fläming, ein wunderschönes Waldgebiet südlich von Berlin. Wir stehen neben der mittelalterlichen Burg Rabenstein, welche wir am morgen besichtigen. Nach einem ausgedehnten Spaziergang durch den naturbelassenen Wald, wo wir sogar mehrere Dammhirsche sehen, geht die Reise weiter.
Bei Frankfurt an der Oder überqueren wir die Grenze zu Polen. Endlich hat es nicht mehr so viel Verkehr und wir kommen gut voran. Die Landschaft ist flach und weit, kilometerlange Kornfelder und Waldgebiete säumen die Autobahn. Kurz vor Posen (Posnan) finden wir einen schönen Stellplatz an einem der vielen kleinen Seen.
Am nächsten Tag wollen wir Posen besichtigen. Die Parkplatzsuchen gestaltet sich schwierig, so dass wir ein rechtes Stück zu Fuss in die Altstadt zurücklegen müssen. Der Weg führt durch den schönen Stadtpark, nach 30 Minuten erreichen wir die Altstadt. Leider ist der zentrale Marktplatz eine einzige grosse Baustelle. In der Mitte stehen das historische Rathaus und rundherum schön restaurierte Häuser. Die Sicht wird aber durch Baustellen Abschrankungen, Bagger und Dumper versperrt.
Nördlich der Stadt hat Aubi einen schönen Stellplatz gefunden. Mitten im Wald liegt ein Meteoriten Park. Auf einem Rundweg können wir mehrere Meteoriten Krater besichtigen und natürlich noch ein paar Geocache einsammeln.
Unser nächstes Ziel ist Torun, die Geburtsstadt von Nikolaus Koperinikus. Torun ist eine schöne Mittelalterstadt, mit Kopfsteinpflaster und schönen Stadthäusern in zarten Pastelltönen. Alles ist schön restauriert. Wir besichtigen das Kopernikus Museum und bummeln durch die Altstadt.
Weiter führt die Fahrt in Richtung Osten durch endlose Getreidefelder, manchmal durch schöne, aber enge Baumalleen, schmale Überlandstrassen mit tiefen Spurrillen, hie und da kommt ein Stück Schnellstrasse. Alles ist schön aufgeräumt und sauber.
Wir finden wieder einen Schlafplatz an einem kleinen See. Hier gibt es eine Grillstelle und einen Beobachtungsturm. Auf einer Infotafel heisst es, dass man hier sogar Elche sehen könnte. Dieses Glück ist uns nicht vergönnt. Trotzdem ein wunderschöner Platz und es liegt nirgends Abfall rum.
Am nächsten Tag besuchen wir die Wolfsschanze, das geheime Hauptquartier von Adolf Hitler. Riesige Bunker wurden hier, versteckt im Wald, gebaut. 4-8 Meter dicker Stahlbeton sollte die deutsche Führung vor Angriffen schützen. Die ganze Anlage wurde bei der Flucht der Deutschen vor den Russen gesprengt. Bis 8 Tonnen Sprengstoff waren nötig, um die Bunker zu zerstören. Mit gemischten Gefühlen wandern wir durch die grosse Anlage.
Nun fahren wir langsam wieder in Richtung Westen. Wir besuchen Lidzbark Warminski, zu Deutsch Heilsberg. Aus dieser Gegend, damals noch Ostpreussen, stammt meine Grossmutter. Sie wurde am 6.12. 1906 hier geboren, arbeitete als Magd auf einem grossen Hof und kam Anfang 1930er Jahre in die Schweiz.
Lidzbark Warminski ist ein kleines Städtchen mit einer prächtigen Bischoffsburg, welche heute als Hotel genutzt wird, einer mittelalterlichen Stadtbefestigung und Mietshäuser aus dem frühen 19ten Jahrhundert.
Zum Übernachten stehen wir am Stadtbad, an einem kleinen See. Wieder ein wunderschöner Platz, wo wir freundlich willkommen geheissen werden. Das Bad ist öffentlich und gratis, es herrscht eine friedliche Stimmung.
Weiter geht es in Richtung Westen, südlich von Elblag, an den oberländischen Kanal, heute Elbaski Kanal genannt. Dieser wurde 1822 in Betrieb genommen, um die Waren der Bauern zu transportieren. Anstelle von herkömmlichen Schleusen wurden hier Schiffsschleppen gebaut, um den Höhenunterschied zu bewältigen. Dabei fahren die Schiffe auf einer Art Schlitten auf Schienen, welcher sie über eine schiefe Ebene, raus aus dem Wasser die Steigung hoch in den nächsten Kanal bringt. Alles wird mit Wasserkraft angetrieben, als Signal klopft man mit einem Hammer auf einen Metalldeckel und dies funktioniert heute noch wie im 19 Jahrhundert und wird von Touristenschiffen rege genutzt.
Wir stehen direkt neben einer solchen Schleuse und werden selbst zur Attraktion der vorbeifahrenden Schiffe. Wir entdecken die Gebend mit dem Fahrrad neben und mit dem Kanu auf dem Kanal.
Danach ist wieder Kultur angesagt. Wir besichtigen Marlbork, bis 1945 Marienburg. Die Marienburg ist das grösste Backsteingebäude Europas. Die Burg wurde während des zweiten Weltkrieges stark zerstört, ist nun aber gut restauriert worden und gilt seit 1996 als UNESCO Weltkulturerbe.
Auf unserem Weg in Richtung Norden suchen wir einen Schlafplatz und finden einen hübschen kleinen Park in Zyganek am Fluss Tuga mit Kanu Einwasserungssteg. Der Fluss hat kaum Strömung, sodass wir in beide Richtungen paddeln können. Wir verbringen einen Tag mit paddeln auf dem wunderschönen Fluss, geniessen die Ruhe, die Einsamkeit und die schöne Natur.
Nun kommt ein trauriges Kapitel Geschichte, wir besichtigen das ehemalige Konzentrationslager Stutthof. Obwohl nur noch ein kleiner Teil des Lagers steht, ist es sehr beeindruckend und macht mich sehr betroffen. Wir erfahren viel über die Verfolgung der polnischen Bevölkerung, viel Intellektuelle, Lehrer, Geistliche, jeder der sich gegen die Deutschen auflehnte und die jüdische Bevölkerung konnte im Konzentrationslager Stutthof enden. 65000 Menschen wurden hier umgebracht, eine schier unvorstellbare Zahl! Es gab einen Henkerplatz, eine Genickschusswand und die Gaskammer mit angrenzendem Verbrennungsofen. Wie können Menschen so grausam sein?!
Um wieder auf andere Gedanken zu kommen, fahren wir nun an die Ostsee zum Frischen Haff. Hier trennt ein kleiner Landstreifen, die Nehrung, die Ostsee vom Brackwasserbereich dem Frischen Haff. Wir wandern durch die bewaldeten Dünen der Frischen Nehrung bis zum Sandstrand der Ostsee. Ein Zaun schützt die Brutgebiete der Küstenseeschwalben und Möwen. Am nächsten Morgen will Aubi unbedingt mit dem Bike bis zur russischen Grenze fahren. Während Florian noch schläft, machen wir uns auf den 26 km langen Weg. Ein wunderschöner Veloweg führt durch den Wald der Frischen Nehrung bis zur russischen Grenze. Hie und da machen wir Pause und blicken auf die Ostsee.
Wir wollen nochmals ein bisschen Kanufahren, dazu fahren wir zurück ins Landesinnere nach Swornegacie. Hier müssen wir das erste Mal auf einem Campingplatz stehen, da Wohnmobile auf dem Parkplatz verboten sind. Wir haben hier viele Möglichkeiten zum Paddeln über kleine Seen und Flüsse und geniessen es in vollen Zügen, obwohl das Wetter etwas kühl und bedeckt ist aber zum Glück meist trocken bleibt.
Danach geht es nochmals an die Ostseeküste, wir wollen die Sanddünen von Leba sehen. Wir machen eine schöne Wanderung durch den lichten Föhrenwald, dessen Boden mit Moos, Heidel- und Preiselbeersträuchern bedeckt ist. Wegen dem feuchten Wetter der letzten Tage spriessen überall Pilze aus dem Boden.
Wir kommen zum Strand, wo ein kräftiger Westwind den Sand vor sich hertreibt. Wir wandern nach Osten und lassen uns vom Wind stossen. Nach 1.8 Kilometern kommen wir zu den Dünen welche ein bisschen im Landesinneren liegen. Durch weichen Sand geht es rauf und runter, es ist richtig anstrengend.
Zurück wandern wir wieder durch den schönen Wald. Aubi will danach mit Florian noch eine kurze Velotour machen, leider werden sie schon nach 10 Minuten von einem Regenschauer überrascht. Aber sie lassen es sich nicht nehmen und fahren mit den Bikes auf dem feuchten Sand dem Meer entlang. Zum Glück können wir die Bikes danach mit Wasser abbrausen.
Am nächsten Morgen machen Aubi und ich noch eine Biketour durch diese schöne Landschaft, die geprägt ist durch weite Felder, Moorgebiete und Heidelandschaft. Wir radeln in 30 Kilometern rund um den Gardno See im Slowinski Nationalpark. Die Wege sind gut markiert und es gibt immer wieder Beobachtungstürme. Wir können Graugänse, Kraniche und Rehe beobachten.
Am Nachmittag fahren wir ein gutes Stück in Richtung Westen. Kurz vor Stettin besuchen wir eine Polin, welche in Balsthal einen älteren Herrn pflegt. Sie freut sich sehr und erzählt uns ein wenig über das Leben in Polen. Trotz der schönen Landschaft und der aufgeräumten Dörfer und Städte scheint es nicht so einfach zu sein hier auf einen grünen Zweig zu kommen. So dass Bozena die häufige Trennung von ihrer Familie in Kauf nimmt, um sich ein schönes Haus und einen sorgenfreien Ruhestand leisten zu können.
Danach fahren wir nach Stettin, besichtigen die Stadt und gehen shoppen. Am Stadtrand verbringen wir die letzte Nacht in Polen und reisen anschliessend zurück in die Schweiz.
Polen hat uns positiv überrascht. Die Weite der Landschaft war sehr schön, die Menschen sehr freundlich und wir waren beeindruckt, wie aufgeräumt und sauber alles ist.
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